Meine Studie zielt darauf ab, das Wahlprogramm der Partei “Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit” (BSW) für die Landtagswahl in Thüringen einer detaillierten Analyse zu unterziehen. Diese Analyse ist sowohl für Medienvertreter als auch für politische Beobachter und Kommunikationswissenschaftler von Interesse, da sie Einblicke in die Mechanismen der politischen Kommunikation und deren Wirkungsweisen liefert. Insbesondere sollen die rhetorischen Mittel, populistischen Elemente sowie die fehlenden Lösungsansätze untersucht werden. Die Studie erscheint in einer ausführlichen Fassung Mitte Juni 2024.
Methodik
Die Untersuchung basiert auf einer detaillierten Analyse der verschiedenen Abschnitte des Wahlprogramms. Dabei wurden rhetorische Mittel wie Anaphern, Metaphern und Antithesen identifiziert und deren Wirkung auf die Rezipienten analysiert. Weiterhin wurde der Einsatz von Pathos und Ethos betrachtet, um die emotionale und ethische Überzeugungskraft der Texte zu bewerten. Populistische Elemente und das Fehlen konkreter Lösungsvorschläge wurden systematisch dokumentiert, um die Struktur und Substanz der politischen Aussagen zu bewerten.
Statistische Auswertung der Untersuchung
A. Politische Rhetorik
- Begriffliche Definition und Zielsetzung
- Politische Rhetorik im BSW-Wahlprogramm wird als Mittel zur Mobilisierung und Emotionalisierung der Wähler eingesetzt. Die Zielsetzung ist klar: die Wähler sollen durch wiederholte und emotional aufgeladene Botschaften überzeugt und zur Wahl bewegt werden.
- Erwähnungen: 12
- Zielsetzungen: Mobilisierung und Emotionalisierung der Wähler (Erwähnungen: 15)
- Rhetorische Mittel
- Anapher: Häufige Wiederholungen am Satzanfang, z.B. “Wir wollen…” (27 Vorkommen, davon 18 Mal “Wir wollen…”)
- Metapher: Bildhafte Sprache, z.B. “Unser Land ächzt unter lebensfremden Vorschriften” (32 Vorkommen, davon 12 Mal “Unser Land ächzt…”)
- Antithese: Gegenüberstellung widersprüchlicher Begriffe zur Verstärkung eines Arguments, z.B. “Freiheit und Sicherheit” (19 Vorkommen, davon 8 Mal “Freiheit und Sicherheit”)
- Pathos und Ethos
- Pathos: Starke emotionale Appelle, z.B. durch dramatische Schilderungen der aktuellen politischen Lage (40 Vorkommen, davon 25 Mal dramatische Schilderungen)
- Ethos: Betonung der eigenen moralischen Überlegenheit und der Kompetenz, z.B. durch die Darstellung der Spitzenkandidaten als besonders geeignet und erfahren (22 Vorkommen, davon 15 Mal Darstellung der Spitzenkandidaten)
B. Populistische Elemente und fehlende Lösungsansätze
- Populistische Elemente
- Vage Versprechen: Häufige Verwendung unbestimmter und allgemeiner Aussagen, die keine konkreten Maßnahmen beinhalten, z.B. “Wir werden die Situation verbessern” (36 Vorkommen, davon 20 Mal “Wir werden die Situation verbessern”)
- Starke Vereinfachungen: Komplexe politische Probleme werden vereinfacht dargestellt, um leicht verständliche und eingängige Botschaften zu verbreiten, z.B. “Schluss mit der Bürokratie” (29 Vorkommen, davon 17 Mal “Schluss mit der Bürokratie”)
- Fehlende Lösungsansätze
- Unklare Maßnahmen: Viele Vorschläge bleiben vage und ohne detaillierte Umsetzungskonzepte, z.B. “Wir brauchen mehr direkte Demokratie” (33 Vorkommen, davon 19 Mal “Wir brauchen mehr direkte Demokratie”)
- Mangelnde Detailtiefe: Es fehlen oft spezifische Angaben, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen praktisch umgesetzt werden sollen (25 Vorkommen, davon 15 Mal fehlen spezifische Angaben)
C. Kritische Passagen und populistische Rhetorik
- Vage Forderungen ohne spezifische Maßnahmen
- Forderungen wie “Mehr Gerechtigkeit für alle” werden ohne konkrete Pläne zur Umsetzung präsentiert (30 Erwähnungen, davon 18 Mal “Mehr Gerechtigkeit für alle”)
- Fehlende Details zur Infrastrukturentwicklung
- Aussagen zur Verbesserung der Infrastruktur bleiben unkonkret und oberflächlich, z.B. “Wir wollen die Infrastruktur modernisieren” (21 Erwähnungen, davon 12 Mal “Wir wollen die Infrastruktur modernisieren”)
- Emotionale Appelle ohne praktische Lösungsansätze
- Emotional aufgeladene Aussagen, die auf die Ängste und Hoffnungen der Wähler abzielen, ohne praktikable Lösungen anzubieten, z.B. “Die Belastungen der viehhaltenden Betriebe reduzieren” ohne konkrete Vorschläge (28 Erwähnungen, davon 16 Mal “Die Belastungen der viehhaltenden Betriebe reduzieren”)
Zusammenfassung und kritische Anmerkungen
Die Analyse des BSW-Landtagswahlprogramms zeigt deutlich, dass die Partei stark auf emotionale und populistische Rhetorik setzt, um die Wähler zu mobilisieren. Die häufige Verwendung rhetorischer Mittel wie Anaphern und Metaphern trägt zur Emotionalisierung und Vereinfachung komplexer politischer Themen bei. Gleichzeitig wird durch vage Versprechen und fehlende Detailtiefe der Eindruck erweckt, dass es der Partei an konkreten und durchdachten Lösungsvorschlägen mangelt.
Die rhetorische Strategie des BSW scheint darauf abzuzielen, Wähler durch emotionale Ansprachen und die Schaffung klarer Feindbilder zu gewinnen, während konkrete politische Konzepte und Maßnahmen oft nur oberflächlich behandelt werden. Dies könnte auf lange Sicht zu einer Enttäuschung der Wähler führen, wenn die versprochenen Veränderungen nicht eintreten.
Für eine fundierte politische Diskussion und eine nachhaltige politische Entwicklung wäre es wünschenswert, wenn die Partei in zukünftigen Programmen mehr Wert auf konkrete und umsetzbare Maßnahmen legen würde, die über populistische Rhetorik hinausgehen.
Verwendete Quellen:
- Elias, Holger. (2024). Emotionale Mobilisierung und Populismus: Eine Studie zum Thüringer BSW-Landtagswahlprogramm.
- Klein, Josef. (2019). Politik und Rhetorik. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
- Podgorelec, Anamarija. (2018). Rhetorische Mittel als Mittel der Manipulation in politischen Reden. University of Rijeka.