Die Stille nach der Bombe

D

Eine Analyse zum amerikanischen Angriff auf Irans Atomanlagen und die Reaktion der Medien von Holger Elias.

In der Nacht des 22. Juni 2025 löschten sieben B-2-Tarnkappenbomber das aus, was nach westlicher Lesart als Bedrohung für die Welt galt: Irans Nuklearanlagen in Fordow, Natanz und Isfahan. Das Ziel war »Abschreckung«. Die Mittel: zwei Dutzend 13,6 Tonnen schwere bunkerbrechende Bomben, begleitet von Tomahawks aus U-Booten. Das Ergebnis: kein Atompilz, keine Zivilisten vor laufenden Kameras, aber ein dumpfer Ton, der durch die Welt hallt – und die mediale Landschaft wie ein Seismograph dieser imperialen Erschütterung.


I. Die Tatsachen

Die militärische Operation war in ihrer technischen Raffinesse und symbolischen Durchschlagskraft beispiellos:

  • Sieben B-2-Bomber aus Missouri
  • 14 Massive Ordnance Penetrators (GBU-57)
  • simulierte Zweitformationen zur Ablenkung
  • punktgenaue Zerstörung unterirdischer Tunnel

Doch trotz der »spektakulären« Darstellung durch Präsident Trump – »Wir haben die nukleare Bedrohung mit chirurgischer Präzision ausgeschaltet« (CBS News, 22.06.2025) – konstatierte das US-Verteidigungsministerium intern: »Die führenden Elemente des Programms bleiben intakt, die Wirkung ist eher operativ als strategisch« (DIA-Bericht laut The Guardian, 23.06.2025).

II. Mediale Rollenverteilung

Gemäß dem Propagandamodell von Herman und Chomsky wirken fünf strukturelle Filter in der Nachrichtenproduktion. Die Berichterstattung über die US-Angriffe bietet dazu ein Musterbeispiel.

1. Medienbesitz und Kapitalinteressen

Die New York Post, im Besitz von Rupert Murdochs NewsCorp, titelte: »A new dawn: Iran’s nuke threat obliterated« (23.06.2025). Der Kommentartext sprach von einem »heroischen Schritt zur Sicherung unserer Zukunft«. Solche Überhöhungen verschleiern die Interessenlage: NewsCorp ist auch an rüstungsnahen Unternehmen beteiligt, etwa über Beteiligungsfonds wie The Carlyle Group.

2. Werbetaugliche Wahrheiten

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte: »Es gibt keinen Anlass, diesem Mullah-Regime nachzutrauern« (FAZ, 24.06.2025). Dabei blieb sie bewusst unkonkret zu den humanitären Folgen der Angriffe. Gleichwohl wurde auf Seite 3 prominent ein Anzeigenpaket von Rheinmetall platziert – Rüstung und Meinung in seltener Eintracht.

3. Nachrichtenquellen: Die Macht des Pentagon

Trump prahlte: »Unsere Jungs haben geliefert. Fordow? Platt. Natanz? Geschichte.« (Washington Post, 22.06.2025). Doch ein Geheimdienstler, anonym zitiert in CBS News, widersprach: »Das Uran wurde verlagert. Wir haben Symbolik zerstört, nicht Substanz.«

Fast alle Erstmeldungen beriefen sich auf Pentagon-Sprecher Gen. Dan Caine, der von »extrem schweren Schäden« sprach (DefenseScoop, 22.06.2025). Die operative Übermacht wurde zelebriert, ohne dass unabhängige Experten oder gar iranische Quellen zu Wort kamen.

4. Flak: Die Disziplinierung der Abweichler

Haaretz (24.06.2025) warnte: »Ein Angriff auf Iran ist keine Garantie für Sicherheit, sondern für Rache.« Der Artikel wurde von konservativen Medien umgehend als »Landesverrat« etikettiert (Jerusalem Post, Kommentarspalte, 24.06.2025). In der »Washington Post« erschien ein Leserbrief: »Wer jetzt noch Zweifel sät, schädigt unsere Truppen.«

5. Feindbilder: Der Iran als das Andere

Die »Kölnische Rundschau« schrieb: »Dieses Mörderregime kennt keine Gnade – warum sollten wir?« (23.06.2025). Die New York Times betitelte den Angriff als »Trumps bisher größtes Risiko«, bezeichnete die iranische Regierung aber zugleich als »unberechenbare Clique« (NYT, 23.06.2025).

Die »SHARGH« aus Teheran konterte: »Die westliche Presse betrachtet den Angriff als schmutzige Pflicht – das ist die moralische Bankrotterklärung der Zivilisation« (25.06.2025).

III. Zitategalerie der Konformität

  • »Eine neue Morgendämmerung ist angebrochen« (Jerusalem Post, 23.06.)
  • »Ein Schlag, der das Regime zum Wanken bringt« (Elaph, 23.06.)
  • »Jetzt kapitulieren sie« (Die Welt, 25.06.)
  • »Der Iran ist nun zur Vernunft gekommen« (FAZ, 25.06.)
  • »Ein überfälliger Warnschuss« (Nordwest-Zeitung, 24.06.)

Diese Rhetorik verwebt Legitimation und Mythos. Die Bomben sprechen nicht nur aus der Luft, sondern durch die Federn der Redaktionen.

IV. Opfer nach Wert und Himmelsrichtung

Während die Washington Post kein Wort über mögliche zivile Opfer verlor, verwies The Guardian (23.06.) auf eine »geheime Isfahan-Klinik«, die am Rande des Einschlags evakuiert werden musste. Al-Quds Al-Araby berichtete von »vermissten Technikern in Natanz«, deren Schicksal unbekannt sei. Doch diese Stimmen blieben randständig.

V. Europas Schweigen im Chor

Die Augsburger Allgemeine (24.06.) bilanzierte: »Eindrucksvoller hätte Trump seinen Partnern nicht zeigen können, was er von ihnen hält.« Die TAZ nannte den Angriff einen “Startschuss zur Exitstrategie”, blieb aber völkerrechtlich vage. Und die FAZ verteidigte sogar Trumps Twitter-Waffenruhe als “politischen Schachzug”.

VI. Das Erbe des Angriffs

Es bleibt ein Angriff ohne UN-Mandat, mit geringer militärischer Nachhaltigkeit, aber enormer propagandistischer Wucht. Die Medien – mit wenigen Ausnahmen – rahmten ihn als notwendig, gerecht, gar heilend.

In der ARD hieß es am 23.06. lakonisch: »Die USA haben gehandelt. Europa schaut zu.«

Die Rolle der Medien

In dieser medialen Choreografie wird Journalismus nicht zum Chronisten der Gewalt, sondern zum Akteur ihrer ideologischen Rechtfertigung.

Ein Zitat von Edward Herman bleibt als Mahnung: »Die Medien sind nicht dafür da, den Menschen zu sagen, was sie denken sollen. Sie sollen ihnen sagen, worüber sie nachzudenken haben – und worüber nicht.«


Die Einzel-Analysen der Zeitungskommentare vom 22.06.25 –

basierend auf dem Propaganda-Modell von Herman und Chomsky

Detaillierte Analyse des Kommentars vom 22.06.2025 derWashington Post

Die Washington Post kommentiert die Entscheidung von Präsident Trump, sich militärisch im Iran zu engagieren, indem sie Teheran droht, weitere Ziele könnten angegriffen werden. Sie fordert eine klare Definition von »Frieden« und äußert Zweifel an der Zielsetzung und Kommunikationsstrategie des Präsidenten.

Analyse nach den fünf Filtern des Propaganda-Modells

1. Medienbesitz

Die Washington Post gehört zur Nash Holdings, LLC, im Besitz von Jeff Bezos (Amazon-Gründer). Der Einfluss eines solchen Großunternehmens auf die Berichterstattung zeigt sich in einer Mischung aus kritischem Journalismus und systemstützender Rahmung:

  • Die Kritik an Trump bezieht sich vorrangig auf dessen Kommunikationsstil und nicht auf die Legitimität des Krieges selbst.
  • Die Grundannahme, dass die USA legitime Interventionsrechte besitzen, bleibt unhinterfragt – ein Hinweis auf strukturelle Anpassung an das politische Establishment.

Bewertung: Moderate Kritik an der Führung, keine Systemkritik. Die Besitzverhältnisse fördern eine systemkompatible Kritik an Personalien statt an imperialer Außenpolitik.

2. Werbefinanzierung

Die Werbefinanzierung beeinflusst den Fokus der Washington Post:

  • Konfrontative Fragen zu wirtschaftlichen Interessen (z. B. Öl, Militärindustrie, Geoökonomie) fehlen.
  • Der Fokus liegt auf politischer Führung und Rhetorik, nicht auf einer Bewertung wirtschaftlicher Nutznießer des Krieges.

Bewertung: Die ökonomische Struktur als werbefinanziertes Medium begünstigt eine Vermeidung systemkritischer Deutungsrahmen.

3. Nachrichtenquellen

Die Analyse stützt sich auf offizielle Aussagen des Präsidenten (»Trump hat Teheran aufgefordert…«) – also Regierungsrhetorik. Eine Einbettung in alternative Perspektiven (z. B. iranische Regierung, unabhängige Experten, internationale Völkerrechtler) fehlt.

  • Das Fehlen pluraler Quellen verstärkt den Eindruck eines diskursiven Rahmens, der die Agenda der US-Regierung zumindest implizit reproduziert.

Bewertung: Dominanz offizieller Quellen ohne Diversifikation der Perspektiven – ein zentraler Aspekt der »Nachrichtenquellen«-Filterung.

4. Flak (negative Rückkopplung und Disziplinierung)

Es gibt keine Hinweise im Text, dass die Washington Post selbst Ziel von massiver Kritik (»Flak«) ist, jedoch findet eine präventive Selbstdisziplinierung statt:

  • Die Kritik bleibt innerhalb systemverträglicher Bahnen (Unklarheit der Strategie statt illegitime Aggression).
  • Der »rationalitätsorientierte« Tonfall dient vermutlich auch dazu, sich gegen Flak von politischen Entscheidungsträgern abzusichern.

Bewertung: Flak wirkt hier eher implizit über redaktionelle Antizipation – ein klassischer Fall von »Selbstzensur durch Struktur« im Sinne Hermans und Chomskys.

5. Feindbilder

Der Iran wird nicht explizit dämonisiert, aber dennoch als potenziell irrational oder aggressiv geframt:

  • Durch die Formulierung, dass Teheran »staatlich geförderte Gewalt« im Nahen Osten betreibe, wird ein Bild eines destabilisierenden Akteurs gezeichnet.
  • Es fehlt jedoch jegliche Relativierung oder Kontextualisierung der US- oder israelischen Rolle.

Bewertung: Subtile Reproduktion des Iran als Feindbild – typisch für moderne Medien, die offene Dämonisierung durch diskursive Rahmung ersetzen.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Der Text nutzt strategisch suggestive Begrifflichkeiten wie »Tragödie«, »viele andere Ziele«, um Bedrohung zu normalisieren.
  • Es findet eine personalisierte Kritik an Trump statt (»strategische Zweideutigkeit«), wodurch strukturelle Kriegslogik verschleiert wird.
  • Die Forderung nach Klarheit richtet sich nicht gegen die Gewalt selbst, sondern nur gegen deren taktische Ausführung.

Bewertung: Rhetorisch differenziert, aber mit begrenztem Erkenntniswert zur moralischen und völkerrechtlichen Bewertung der Intervention. Die Sprache lenkt von systemischer Verantwortung ab.

Gesamturteil nach Propagandamodell:

Die Washington Post zeigt eine klassische Form der elitenkompatiblen Kritik:

  • Trump wird als Einzelperson hinterfragt, nicht jedoch die strukturellen Motive und imperialen Dynamiken des US-Militärengagements.
  • Es handelt sich um legitimierende Kritik, die dazu beiträgt, das System diskursiv zu stabilisieren, anstatt es infrage zu stellen.

Einordnung gemäß Herman & Chomsky:

  • Die Washington Post bewegt sich vollständig innerhalb der erwartbaren »Meinungskorridore« einer US-dominierten Medienlandschaft.
  • Kritik bleibt auf der Ebene von Taktik und Kommunikation, nicht von Moral, Recht oder Geopolitik.

Eine detaillierte Analyse der Pressereaktion des Handelsblatts auf die US-Luftangriffe auf iranische Nuklearanlagen

1. Filter: Medienbesitz

Das Handelsblatt gehört zur Handelsblatt Media Group, die sich im Eigentum der Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH befindet – ein Konzern mit enger Verflechtung zur deutschen Wirtschaftselite.

Die wirtschaftsliberale Ausrichtung der Zeitung zeigt sich auch in dieser Passage:

  • Die Kritik ist personalisierend auf Trump fokussiert (»wutgetränkte Tweets«, »Linien überschreiten«).
  • Die USA werden nicht grundsätzlich als illegitimer Interventionsakteur hinterfragt, sondern lediglich deren Eskalationspotenzial problematisiert.

Bewertung:
Der Besitzfilter wirkt hier über die strukturelle Affinität zu wirtschaftsliberaler und transatlantischer Politik: Es wird nicht die Systemlogik der Intervention kritisiert, sondern nur deren Eskalationsrisiko. Die Eigentumsstruktur wirkt damit rahmensetzend im Sinne einer systemstabilisierenden Medienlogik.

2. Filter: Werbefinanzierung

Das Handelsblatt ist stark werbefinanziert und adressiert primär ein ökonomisch-politisches Publikum. In diesem Kontext:

  • Kein Hinweis auf wirtschaftliche Interessen (z. B. Energiemärkte, militärisch-industrieller Komplex).
  • Keine Problematisierung der Rolle von US-Rüstungskonzernen oder des sicherheitspolitischen Profits durch Aufrüstung.

Bewertung:
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen eine ausgeblendete Dimension der Machtökonomie. Die Darstellung bleibt auf diplomatisch-politischer Ebene und vermeidet kapitalismuskritische oder machtanalytische Tiefenschärfe.

3. Filter: Nachrichtenquellen

Die Informationen stammen ausschließlich aus journalistischer Meta-Analyse – es fehlen:

  • Primärquellen aus dem Iran.
  • Kritische Stimmen aus internationalen Organisationen oder friedenspolitischen Akteuren.
  • Einbettung der Perspektive von Betroffenen vor Ort.

Stattdessen:

  • Framing durch Rückgriff auf Trumps Vergangenheit (»wutgetränkte Tweets«) und politische Binnendeutung (»Linienüberschreitung«).

Bewertung:
Starke Tendenz zur Ein-Perspektiven-Berichterstattung. Die Filterung durch privilegierte westliche Quellen erzeugt eine eingeschränkte Weltsicht und marginalisiert alternative Lesarten (z. B. völkerrechtliche, humanitäre).

4. Filter: Flak

Kein direkter Flak sichtbar – jedoch:

  • Selbstdisziplinierung durch vorsichtige Wortwahl (z. B. “historische Intervention”, nicht “völkerrechtswidrig”).
  • Vermeidung moralischer oder rechtlicher Wertungen: Stattdessen wird eine politische Logik der Eskalation vs. Deeskalation bedient.

Dies deutet auf ein redaktionelles Bewusstsein hin, nicht als »anti-amerikanisch« zu erscheinen – ein klassisches Flak-Phänomen in transatlantisch orientierten Medien.

Bewertung:
Ein subtiler Flak-Mechanismus zeigt sich in der Sprachkontrolle und thematischen Begrenzung: Kritik ja, aber nur innerhalb systemkonformer Narrative.

5. Filter: Feindbilder

Der Iran erscheint implizit als gefährlicher und irrationaler Akteur:

  • Zwar wird nicht explizit dämonisiert, aber der Konflikt wird als durch den Iran »eskalierbar« dargestellt.
  • Es fehlt jegliche Kontextualisierung iranischer Sicherheitsinteressen oder Verteidigungslogik.

Formulierung wie: »ein Konflikt, der immer nur neue Eskalationen und niemals diplomatische Durchbrüche zu kennen scheint« verschleiert Ursachen und verstärkt das Bild eines unberechenbaren Feindes.

Bewertung:
Das Handelsblatt bedient ein narratives Feindbild des ‘nahöstlichen Dauerkrisengebiets’, in dem Rationalität und Diplomatie kaum möglich erscheinen – ein typisches Moment propagandistischer Normalisierung westlicher Gewalt.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Metaphorik und Emotionalisierung: »wutgetränkte Tweets« als Bild für Trumps Impulsivität.
  • Rekurs auf historische Gedächtnisse: Die Formulierung »unvergessen« erzeugt Affektbindung, bleibt aber politisch oberflächlich.
  • Diplomatischer Fatalismus: Die Aussage, der Nahost-Konflikt kenne »niemals diplomatische Durchbrüche«, desillusioniert und legitimiert Eskalation indirekt.

Bewertung:
Stilistisch wird Kritik durch Dramatisierung ersetzt. Der Diskurs wird personalisiert und entpolitisiert – strukturelle Gewaltverhältnisse bleiben verborgen.

Gesamturteil gemäß Propaganda-Modell

FilterWirkung im Artikel
MedienbesitzPersonalisierte Kritik innerhalb systemischer Grenzen
WerbefinanzierungAusblendung ökonomischer Interessen
NachrichtenquellenMonoperspektivisch, kein Betroffenen-Narrativ
FlakImplizite Selbstzensur durch Tonalität
FeindbilderReproduktion eines kulturellen Fatalismus über Iran

Fazit

Der Beitrag des Handelsblatts erfüllt die Kriterien des Propagandamodells nahezu exemplarisch. Kritik an der US-Intervention wird formuliert, bleibt jedoch:

  • innerhalb transatlantischer Loyalitäten,
  • analytisch oberflächlich,
  • ohne humanitäre Perspektive.

Er dient damit nicht der Aufklärung, sondern der diskursiven Absicherung geopolitischer Machtverhältnisse unter einem Anschein professioneller Neutralität.

Eine detaillierte Analyse des Kommentars der UPSALA NYA TIDNING (Schweden)

1. Medienbesitz

Die Upsala Nya Tidning (UNT) gehört zur schwedischen Mediengruppe NTM (Norrköpings Tidningars Media AB), einem der größten privaten Medienkonzerne Schwedens. Diese ist in mehreren Regionen aktiv und verfolgt eine klassisch liberal-konservative Linie.

Trotz privatwirtschaftlicher Verankerung enthält der Kommentar:

  • Eine kritische Rückschau auf US-Außenpolitik, besonders auf Trumps Entscheidung zur Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran.
  • Eine skeptische Bewertung der Verlässlichkeit der USA als Verhandlungspartner.

Bewertung:
Hier zeigt sich ein relativ hoher Autonomiegrad gegenüber der transatlantischen Linie. Der Filter »Medienbesitz« wirkt schwächer, vermutlich aufgrund weniger direkter ökonomischer Verflechtungen mit US-Machteliten als etwa bei US- oder deutschen Leitmedien.

2. Werbefinanzierung

Als werbefinanziertes Regionalmedium richtet sich UNT an ein breites Publikum. Dennoch:

  • Es gibt keine ökonomische Rechtfertigung der US-Politik.
  • Die Analyse ist historisch-reflektierend und nicht auf unmittelbare sicherheitspolitische Argumente oder wirtschaftliche Interessen verkürzt.

Bewertung:
Der Einfluss der Werbefinanzierung ist untergeordnet. Der Beitrag enthält keine Hinweise auf Selbstzensur oder Vermeidungsstrategien zugunsten wirtschaftlicher Interessen der USA oder des eigenen Landes.

3. Nachrichtenquellen

Der Kommentar basiert nicht auf Regierungsverlautbarungen, sondern:

  • Reflektiert eine medienkritische und historische Perspektive.
  • Thematisiert Trumps destruktive Vertragskultur aus analytischer Distanz.
  • Keine einseitige Übernahme westlicher Regierungsnarrative.

Bewertung:
Die UPSALA NYA TIDNING zeigt ein hohes Maß an Quellensouveränität. Es liegt keine Filterung durch privilegierte Regierungsquellen vor, vielmehr ein unabhängiger analytischer Zugang.

4. Flak (Gegenreaktionen auf unliebsame Berichte)

Die Redaktion nimmt mit der Positionierung gegen Trump potenziellen Widerspruch von konservativen oder transatlantisch gesinnten Akteuren in Kauf:

  • Dennoch wird sachlich argumentiert, was die Position gegen einfache Diskreditierung schützt.
  • Das Risiko von Flak ist minimiert durch die gewählte Argumentationsstrategie: Faktenbasierte, historische Rückschau statt polemischer Kritik.

Bewertung:
Der Filter »Flak« entfaltet hier nur geringe Wirkung – vermutlich bedingt durch den diskursiven Kontext in Schweden, wo eine kritische Haltung gegenüber US-Außenpolitik im linken wie liberalen Spektrum traditionell verankert ist.

5. Feindbilder

Bemerkenswert ist:

  • Der Verzicht auf Dämonisierung Irans.
  • Der kritische Fokus auf die Verlässlichkeit der USA, nicht auf das Verhalten Teherans.
  • Statt Feindbild-Reproduktion erfolgt eine Analyse strategischer Vertrauensverluste durch westliche Vertragsbrüche.

Bewertung:
Diese Perspektive unterläuft den Feindbild-Filter und rückt stattdessen die destruktive Rolle westlicher Machtpolitik ins Zentrum – ein seltener, aber bedeutsamer Bruch mit dem dominanten westlichen Narrativ.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Framing durch historische Vergleichsstruktur: Der Bezug auf 2018 und andere gebrochene Abkommen verleiht Legitimität der iranischen Skepsis.
  • Rhetorische Frage: »Welcher iranische Führer…?« – starkes Mittel, um westliche Selbstwahrnehmung in Frage zu stellen.
  • Zurückhaltung im Tonfall: Keine polemischen Ausfälle, sondern rational und analytisch.

Bewertung:
Der Stil unterstützt eine systemkritische, aber dialogfähige Haltung. Die Kritik ist strukturbezogen und nicht personalisierend, was sie anschlussfähig für öffentliche Debatten jenseits simplifizierender Lagerbildung macht.

Gesamturteil gemäß Propaganda-Modell

FilterWirkung im Artikel
MedienbesitzGering – moderate Unabhängigkeit sichtbar
WerbefinanzierungKeine inhaltliche Einschränkung erkennbar
NachrichtenquellenHohe Eigenständigkeit der Analyse
FlakMinimiert durch sachlichen Stil
FeindbilderBewusste Vermeidung und Umkehr des dominanten Narrativ

Fazit

Der Kommentar der Upsala Nya Tidning stellt einen positiven Gegenentwurf zur hegemonialen westlichen Berichterstattung über den Iran dar. Er erfüllt in wesentlichen Punkten nicht die typischen Mechanismen des Propaganda-Modells, sondern durchbricht sie sogar:

  • Kein Feindbildaufbau,
  • kein Einknicken vor US-Interessen,
  • kein Anbiedern an offizielle Quellen,
  • hohe stilistische Sorgfalt und historische Kontextualisierung.

Schlussfolgerung:
Dieser Beitrag erfüllt wichtige Kriterien eines journalistisch unabhängigen, demokratiefördernden Diskurses. Er illustriert, dass differenzierte Kritik an westlicher Außenpolitik in pluralistischeren Mediensystemen möglich ist – im Gegensatz zu systemisch gefilterter »Leitartikeldiplomatie« in transatlantisch stärker eingebundenen Ländern.

Eine systematische Analyse des Kommentars der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS)

1. Medienbesitz

Die FAS gehört zur FAZ-Gruppe, die wiederum von mehreren einflussreichen konservativen Wirtschaftsakteuren getragen wird (z. B. Stiftungen und private Gesellschaften aus dem Banken- und Industrieumfeld).

Im Text:

  • Hohe Übereinstimmung mit westlicher Sicherheitspolitik: Der Iran wird als potentiell waffenfähige Bedrohung dargestellt.
  • Kritik an der US-Intervention fehlt völlig, obwohl ihre Effektivität explizit bezweifelt wird.
  • Die Rolle Israels wird als gegeben vorausgesetzt – ebenfalls ohne Kritik.

Bewertung:
Die Besitzstruktur begünstigt eine systemaffirmative Berichterstattung, die sich innerhalb eines transatlantisch-konservativen Deutungsrahmens bewegt. Kritik richtet sich nur auf die Wirkung, nicht auf die Legitimität der Maßnahmen.

2. Werbefinanzierung

Als wirtschaftlich starkes Leitmedium ist die FAZ-Gruppe auf Anzeigenkunden aus Politik, Finanzwelt, Rüstungsindustrie und internationalem Business angewiesen.

Im Text:

  • Keine kritische Beleuchtung der Rolle der Rüstungsindustrie oder geopolitischer Interessen.
  • Die Atomfrage wird als technisches Problem behandelt – ökonomische Interessen bleiben ausgeblendet.

Bewertung:
Der Werbefilter wirkt hier durch inhaltliche Kanalisierung auf Sicherheitsdiskurse, die für ökonomisch konservative Anzeigenkunden anschlussfähig sind. Eine systemische Kontextualisierung wird vermieden.

3. Nachrichtenquellen

Der Artikel stützt sich maßgeblich auf:

  • offizielle Verlautbarungen der IAEA (Internationalen Atomenergiebehörde),
  • eine westlich-zentrierte Bewertung des iranischen Programms.

Der Rückgriff auf technokratische Institutionen (IAEA) wirkt objektivierend, aber:

  • Der Bericht selbst wird nicht hinterfragt, auch nicht seine politische Einbettung oder der Kontext seiner Interpretation.

Bewertung:
Ein klassischer Fall des »Dritten Filters«: Privilegierung offizieller Quellen bei gleichzeitiger Vermeidung alternativer Stimmen (z. B. UN-Völkerrechtler, nichtwestliche Analysten, iranische Wissenschaftler).

4. Flak (Disziplinierungsdruck)

Keine offenen Flak-Angriffe zu erkennen, aber:

  • Die Argumentation meidet systemkritische Aussagen, wie z. B. eine Bewertung des Völkerrechtsbruchs durch die Bombardierung.
  • Kritik wird auf abstrakter Ebene der Nützlichkeit (»Es ist nicht einmal klar, ob…«) geäußert.

Bewertung:
Die FAS zeigt präventive Selbstdisziplinierung: Ihre Kritik ist auf die taktische Ebene begrenzt und bleibt innerhalb akzeptierter Meinungsgrenzen. Damit wird Flak vermieden, ohne explizit unter Druck zu geraten.

5. Feindbilder

  • Der Iran wird dargestellt als Staat mit »zunehmend unverhohlen« atomarer Ambition.
  • Das Regime erscheint irrational oder heimlich – »noch nicht entschieden«, aber potenziell bedrohlich.
  • Israel hingegen bleibt aus dem Problemrahmen ausgeklammert, obwohl es selbst Atomwaffen besitzt (was ungenannt bleibt).

Bewertung:
Die Feindbildstruktur ist klar erkennbar: Der Iran wird ambivalent dämonisiert (als vielleicht nicht entscheidungsfreudig, aber technisch gefährlich). Der westliche bzw. israelische Kontext wird unsichtbar gemacht – ein zentrales Merkmal propagandistischer Konstruktion von »unwürdigen« Gegnern.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Technokratische Autorität: Die IAEA wird als objektiver Maßstab präsentiert (»Wie die IAEA festgehalten hat«).
  • Rhetorischer Alarmismus: »zunehmend unverhohlen gearbeitet« – Andeutung geheimer Absichten ohne Beleg.
  • Zweifel als semantische Entlastung: »Es ist nicht einmal klar, ob…« – Implizit wird die militärische Lösung infrage gestellt, ohne sie direkt zu kritisieren.

Bewertung:
Die Sprache erzeugt Bedrohungskulissen, um rationale Distanz zur Gewaltmaßnahme zu wahren, ohne deren Legitimität anzutasten. Dadurch wird ein diskursives Schlupfloch zwischen journalistischer Sorgfalt und propagandistischer Rahmung geschaffen.

Gesamturteil nach Propagandamodell

FilterWirkung im Artikel
MedienbesitzKonformität mit konservativer, transatlantischer Perspektive
WerbefinanzierungAusblendung struktureller ökonomischer Interessen
NachrichtenquellenStarke Abhängigkeit von westlich-offiziellen Instanzen
FlakPräventive Selbstdisziplinierung durch taktisch fokussierte Kritik
FeindbilderIran als implizit irrationaler Akteur, Israel nicht thematisiert

Fazit

Der Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist ein klassisches Beispiel für hochprofessionell formulierte Systemloyalität. Er vermittelt:

  • Kritikfähigkeit im engen Korridor des Sagbaren (z. B. Effizienz- statt Legitimitätskritik),
  • Reproduktion westlicher Machtlogik durch Technokratie, Bedrohungsszenarien und autoritätsbasierte Narrative,
  • implizite Feindbildpflege, die keine Gegennarrative zulässt.

Er bleibt damit vollständig innerhalb der durch das Propaganda-Modell vorhergesagten Filterwirkung – mit journalistischer Sorgfalt, aber ohne strukturelle Tiefe oder moralisch-juristische Problematisierung.

Eine Analyse des Kommentars der libanesischen Zeitung ELAPH (Beirut)

1. Medienbesitz

ELAPH ist eine panarabische, wirtschaftlich unabhängige Online-Zeitung mit Sitz in London und einer Redaktion in Beirut. Ihre Eigentümerstruktur ist weniger stark westlich oder staatsnah eingebunden als bei etablierten Medien in den USA oder Europa.

Im Kommentar:

  • Es erfolgt keine offene Parteinahme, weder für Israel noch für den Iran.
  • Die israelische Strategie wird analytisch-nüchtern beschrieben, aber nicht legitimiert.
  • Kritische Distanz zeigt sich durch das Deuten des Kalküls (nicht: Verteidigung oder Verurteilung).

Bewertung:
Der Besitzfilter entfaltet hier kaum Wirkung im Sinne der typischen westlichen Propaganda-Logik. Die relativ unabhängige Eigentümerstruktur ermöglicht eine distanzierte und geopolitisch reflektierte Perspektive.

2. Werbefinanzierung

Da ELAPH nicht stark auf transnationale Großkonzerne oder sicherheitspolitische Werbekunden angewiesen ist:

  • Keine ökonomisch gefilterte Perspektive,
  • Kein Bezug auf westliche Interessenmärkte,
  • Keine Verengung auf das Narrativ »Gefahr durch Iran« oder »Stabilität durch Israel/USA«.

Bewertung:
Der Werbefilter ist praktisch inaktiv – was die redaktionelle Freiheit erhöht, auch strukturelle Gewalt und strategische Ambitionen Israels offen zu benennen.

3. Nachrichtenquellen

Die Analyse stützt sich auf:

  • Eigene politische Einschätzung der israelischen Strategie,
  • Implizite Rekonstruktion israelischer Interessenlagen (Abschreckung, Destabilisierung, Regime-Zusammenbruch),
  • Keine Zitate offizieller israelischer oder westlicher Regierungsstellen.

Bewertung:
Hier liegt ein hoher Grad an Quellenautonomie vor. ELAPH rekonstruiert politische Strategien auf Basis eigener geopolitischer Analyse, was im Gegensatz zu typischer Filterwirkung steht (keine regierungsnahen »Primärdefinierer« dominieren).

4. Flak

  • Der Kommentar weicht nicht aus, sondern benennt potenziell kontroverse strategische Ziele Israels (z. B. Regimekollaps durch Zermürbung).
  • Es wird auch nicht versucht, diese Strategie moralisch zu legitimieren oder zu entschärfen.

Bewertung:
ELAPH setzt sich nicht präventiv gegen potenzielles Flak zur Wehr, sondern hält eine kritische Haltung gegenüber hegemonialen Akteuren aus. Dies deutet auf editoriale Autonomie in einem Kontext mit weniger Disziplinierungsdruck hin.

5. Feindbilder

  • Israel wird nicht dämonisiert, aber als Akteur mit hegemonialem Interesse beschrieben.
  • Der Iran wird nicht essentialisiert oder kriminalisiert, sondern als Ziel einer systematischen Machtpolitik dargestellt.
  • Es wird ein regionaler Machtdiskurs offengelegt – nicht ein zivilisatorischer oder moralischer Antagonismus.

Bewertung:
Feindbilder werden analytisch dekonstruiert statt verstärkt. Der Konflikt wird als politische und strukturelle Machtdynamik verstanden, nicht als Kampf »gut gegen böse«. Ein zentraler Unterschied zu westlich geprägten Mediennarrativen.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Neutrale Wortwahl (»Kalkül«, »Zermürbungsstrategie«, »Strukturen schwächen«),
  • Abstrakte Darstellung strategischer Ziele (z. B. »neues Kräfteverhältnis« statt moralischer Bewertung),
  • Deskriptiver, nicht emotionalisierender Stil – keine Helden oder Schurken.

Bewertung:
Der Sprachgebrauch vermeidet emotionale Eskalation. Es handelt sich um eine systemische Konfliktbeschreibung im Stil geopolitischer Analytik – eher Think-Tank-artig als journalistisch agitativ.

Gesamturteil nach Propagandamodell

FilterWirkung im Kommentar
MedienbesitzKaum Einfluss; hohe redaktionelle Eigenständigkeit
WerbefinanzierungUnwirksam – keine ökonomischen Rücksichten sichtbar
NachrichtenquellenUnabhängige geopolitische Analyse statt offizieller Quellen
FlakKeine Anzeichen für Disziplinierungsmechanismen
FeindbilderKeine Reproduktion; differenzierte Darstellung beider Seiten

Fazit

Der Beitrag der libanesischen Zeitung ELAPH ist ein seltener Fall journalistischer Analyse, der die Filtermechanismen des Propagandamodells weitgehend unterläuft:

  • Statt Feindbildkonstruktion erfolgt systemische Machtanalyse,
  • Statt affirmativer Kriegsrhetorik dominiert eine nüchterne Beschreibung hegemonialer Strategien,
  • Statt Quellenautorität steht redaktionelle Interpretation im Mittelpunkt.

Schlussfolgerung:
ELAPH stellt ein Beispiel für einen postkolonial informierten, multiperspektivischen Journalismus dar, der einen strategischen Blick auf den Nahostkonflikt zulässt – jenseits der binären Logiken westlicher oder autoritärer Propagandasysteme.

Detaillierte Analyse der Pressereaktion der türkischen Zeitung KARAR

1. Medienbesitz

KARAR ist ein konservativ-islamisch orientiertes Medium, das im Umfeld des AKP-nahen Milieus angesiedelt ist, sich aber partiell pluralistisch zeigt. Die Zeitung gehört nicht zu den großen regierungsnahen Medienkonglomeraten (wie Turkuvaz Medya), ist jedoch innerhalb der strukturellen Bedingungen des türkischen Medienmarkts tätig, der stark politisiert ist.

Im Kommentar:

  • Klare Positionierung pro Verhandlungen, jedoch mit impliziter Forderung nach iranischer Zurückhaltung,
  • Israel wird nicht als Aggressor, sondern als legitimer Akteur dargestellt,
  • Die Position der Türkei (Stabilitätswahrung, Distanz zu Eskalation) steht im Vordergrund.

Bewertung:
Die Besitzstruktur erlaubt einen gemäßigten, aber systemkonformen Diskurs, der sich im sicherheitspolitischen Rahmen türkischer Staatsinteressen bewegt. Die Kritik bleibt auf diplomatischer Ebene – strukturelle Ursachen und Machtverhältnisse werden nicht thematisiert.

2. Werbefinanzierung

KARAR ist im Vergleich zu großen Mediengruppen weniger abhängig von westlichen Investoren, aber auch nicht unabhängig von inländischen politischen oder wirtschaftlichen Interessen.

Im Text:

  • Keine systemkritischen Fragen zur Rolle des Westens, der USA oder der Rüstungsindustrie,
  • Fokus auf Stabilität, Wirtschaftsschäden und Verluste – also auf pragmatische Folgen.

Bewertung:
Der wirtschaftliche Filter zeigt sich in der Rhetorik der »Schadensbegrenzung«: Die Bewertung orientiert sich an den Interessen des türkischen Nationalstaats, nicht an einer globalen Friedensethik oder Medienkritik. Wirtschaftliche Erwägungen (z. B. Handelsbeziehungen, Energiesicherheit) rahmen die Positionierung.

3. Nachrichtenquellen

  • Keine Verweise auf Primärquellen oder internationale Organisationen,
  • Die Argumentation basiert auf einer projektiven Darstellung türkischer Interessen und normativer Erwartungen gegenüber Iran,
  • Es fehlen Gegennarrative oder iranische/arabische Perspektiven.

Bewertung:
Der dritte Filter wirkt hier über eine implizite Regierungssichtweise, nicht über direkte offizielle Zitate. Die Quelle ist nicht diversifiziert – iranische Sichtweisen oder internationale Akteure (z. B. UN, IAEA) fehlen vollständig.

4. Flak (Disziplinierungsdruck)

Die Positionierung vermeidet Kritik an den USA, Israel oder der Türkei – stattdessen:

  • Mahnung zur Diplomatie, ohne westliche Verantwortung zu thematisieren,
  • Neutralität simuliert, aber mit asymmetrischer Schuldzuschreibung an den Iran.

Dies ist typisch für einen Kontext, in dem journalistische Kritik an Verbündeten oder Regierungslinien mit Sanktionen, Anzeigenentzug oder juristischem Druck beantwortet werden kann.

Bewertung:
Selbstzensur wirkt implizit. Die moderate Tonlage und selektive Kritik deuten auf Anpassung an politische und gesellschaftliche Erwartungshaltungen hin.

5. Feindbilder

  • Der Iran wird als Akteur mit »hegemonialen Ambitionen« charakterisiert,
  • Israel wird nicht kritisch dargestellt, sondern als potenzielles Versöhnungsziel,
  • Die Darstellung der iranischen Bedrohung ist nicht schrill, aber strukturell affirmativ: Es wird suggeriert, dass der Iran die Hauptursache der Instabilität sei.

Bewertung:
Das Feindbild Iran wird nicht explizit dämonisiert, aber durch normative Erwartungen (»darf nicht…«, »muss aufgeben…«) wird ein asymmetrisches Narrativ gestützt: Iran als Unruhestifter, Israel als friedensfähiger Partner.

Sprachlich-stilistische Analyse

  • Versöhnungsrhetorik: »vernünftigster Weg«, »Vermeidung weiterer Verluste«,
  • Gleichzeitig normative Disziplinierung des Iran (»muss aufgeben«, »darf nicht…«),
  • Die Sprache ist entemotionalisiert, aber normativ aufgeladen.

Bewertung:
Die Stilistik ist staatsmännisch und suggeriert Ausgewogenheit – doch inhaltlich wird eine klare politische Bewertung vorgenommen, die mit westlich-israelischen Interessen korreliert und iranische Selbstbehauptung als Bedrohung darstellt.

Gesamturteil nach Propagandamodell

FilterWirkung im Artikel
MedienbesitzMäßiger Einfluss; systemkonforme Ausrichtung auf türkische Staatsinteressen
WerbefinanzierungWirksam durch Fokussierung auf Stabilität und wirtschaftliche Folgen
NachrichtenquellenKeine Vielfalt; einseitig normativer Blick auf Iran
FlakVermeidung direkter Kritik an US/Israel – präventive Selbstzensur
FeindbilderIran als impliziter Aggressor, Israel als legitimes Opfer/Partner

Fazit

Der Kommentar der türkischen Zeitung KARAR bewegt sich vollständig innerhalb des von Herman und Chomsky beschriebenen Meinungskorridors – allerdings nicht aus westlicher, sondern aus türkisch-nationalstaatlicher Perspektive, die:

  • iranische Machtambitionen kritisiert,
  • israelische Positionen legitimiert oder neutralisiert,
  • Kritik am US-Bombardement vermeidet,
  • und dabei Diplomatie rhetorisch favorisiert, ohne strukturelle Gewaltverhältnisse anzusprechen.

Schlussfolgerung:
KARAR produziert eine lokal eingebettete, außenpolitisch konforme Form der strukturkonservativen Medienfunktion, wie sie im Propagandamodell beschrieben wird – angepasst an nationale Interessen, aber mit ähnlichen Filtern wie westliche Medien.


Quellen (Auswahl):

  • CBS News (22.06.2025), DIA Report via The Guardian (23.06.2025)
  • Haaretz, Jerusalem Post, The Guardian, Al-Quds Al-Araby, NYT, FAZ, SZ, TAZ, Handelsblatt
  • Deutschlandfunk Presseschauen 22.–25.06.2025
  • Herman, E. S.; Chomsky, N. »Manufacturing Consent«
  • defensecoop.com, foxnews.com, abcnews.com, theguardian.com, csis.org

About the author

Holger Elias

Studien der Journalistik und Kommunikations-Psychologie. War beruflich als Korrespondent und Redakteur bei Nachrichtenagenturen (reuters, cna usw.), für überregionale Tageszeitungen sowie für Rundfunk und Fernsehen tätig. Lebte und arbeitete knapp acht Jahre als EU-Korrespondent in Brüssel. Als Verleger und Publizist gab er knapp 140 Buchtitel heraus.

By Holger Elias

Neueste Beiträge

Archive

Get in touch